Sonntag, 17. September 2017

[Anthologie #Insekten] (10) Invasion des Feuers. Die Schwarmkriege 01 von Adrian Tchaikovsky

das Cover zeigt eine Wespenrüstung
Wespenkrieger, da haben viele Angst vor

Roman, 446 Seiten
Heyne, Januar 2010
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3453525245
Originaltitel: Empire in Black and Gold, Shadows of the Apt Book 1
Übersetzer: Simon Weinert
hier das Buch bei Amazon


Woher: Gelesen im Rahmen der Insekten-Rezensionsanthologie




Erster Satz

Nachdem Stenwold zum neunten Mal das Fernrohr ergriffen hatte, sagte Marius: "Du wirst am Klang erkennen, was sie machen."


Zusammenfassung


Stenwold aus dem Volk der Käfer war Augenzeuge beim Fall der Ameisenstadt Myna, die von Wespen erobert wurde. Seit nun 15 Jahren predigt er in seiner Heimatstadt Collegium vor den Gefahren der Wespen, die jenseits der Tieflande ein Imperium gegründet haben und seiner Meinung nach auf Eroberungskurs sind. Doch die Collegier wollen sich aus den Angelegenheiten anderer Völker heraushalten und sehen die Gefahr nicht.

Als Wespen in Collegium auftauchen und Stenwold angegriffen wird, scheint sich die Lage früher als gedacht zuzuspitzen.
Stenwold schickt die unter seiner Fittiche stehenden Kämpfer nach Helleron, um sich dort als Spione zu betätigen. Sie sind auch Freunde:
Seine Nichte, der Käfer Ju, eigentlich Jubelgut, sein Mündel Tynisa, ein Spinnenmädchen, das Halbblut (Ameise/Käfer) und Erfinder Totho und den Libellenprinzen Salme.

Doch schon auf dem Weg nach Helleron werden sie von Wespen angegriffen und kurz nach der Ankunft durch einen erneuten Angriff voneinander getrennt.





Persönlicher Eindruck


Fantasy-Sagen haben oft fantastische Elemente, doch dieses hier ist ungewöhnlich.

Zunächst mal ist der Leser verwirrt: Es ist Rede von Käfern, Ameisen und Spinnen, und dennoch agieren hier Menschen, mit Gesichtern, Haaren, Armen, etc.

Die Lösung wird erst nach einiger Zeit im Buch offenbar. Es sind Menschen, die in verschiedenen Völkern gruppiert sind, z.B. das Volk der Käfer oder der Ameisen. Sie haben spezifische Eigenschaften, z.B. sind Käfer erfindungsreich und Ameisen kriegerisch, Spinnen sind bewandert in Politik, Fliegen sind besonders klein usw. (Wir wissen, dass Spinnen keine Insekten sind, aber sie sind eine wichtige Volksgruppe im Buch.) Vermischungen zwischen den Völkern werden nicht gern gesehen, so hat Halbblut Totho zwar alle Rechte, wie jeder andere auch; informell muss er sich aber gegen Vorurteile wehren.

Die Menschen können durch eine Art Meditation die sog. Kunst der Alten heraufbeschwören. Hierdurch wachsen bspw. Fliegen und Libellen Flügel. Diese körperlichen Veränderungen können kurzzeitig sein oder permanent, z.B. haben die Buckelzirpen Dornen am ganzen Körper. Man kann sagen, dass die Menschen die Insekten imitieren. Die Völker und ihre Kunst sind manigfaltig und wird sicherlich in den nächsten Bänden noch weiter erläutert.

Die Protagonisten sind sehr sympathisch. Gerade ihre Verschiedenheit macht das Freundesgespann interessant. Besonders Ju hat mir gefallen, die keine große Kämpferin ist und unter ihrem Namen "Jubelgut" leidet. Doch sie hat den Willen, sich zu beweisen und hat auch ihren Platz und ihre Aufgabe unter den vier Freunden.

Die Abenteueranteile sind gut geschrieben und umgesetzt. Es ist flüßig zu lesen, wenn es auch etwas dauert, bis man tatsächlich durchblickt. Der Kampfanteil ist recht hoch, aber durch die Innenschau auf den Kämpfenden akzeptierbar. Generell dominiert aber der martialische Eindruck, der sicherlich in den kommenden Bänden verstärkt wird.

Mir gefällt, dass die Freunde und Kampfgenossen zwar auf dem gleichen Weg sind, aber jeder steht vor ganz eigenen individuellen Herausforderungen. Tynisa und Ju finde ich besonders gut, jede auf ihre Weise, auch oder gerade weil sie so völlig unterschiedlich sind.

Die Welt, die der Autor entwirft, ist zwar bevölkert von Menschen, aber diese sind in ungewohnten Völkern geordnet und von ungewohntem Aussehen. Die Technik, die teilweise verwendet wird, ist eine ganz andere. Es gibt eine Art Flugzeug, Bahn und Auto, aber sie funktionieren ganz anders. Ein Automotive im Buch z.B. besteht "aus einem einfachen, offenen Aufsatz [...], der auf acht rostigen Beinen einherstakste".

Am Ende des Buches sind die Handlungsstränge nicht abgeschlossen, im Prinzip sind die Figuren auf die Bühne gebracht, aber weiter ginge es in den nächsten Bände. Der Autor baut die Spannung nur graduell auf.


Lesen oder nicht?


Dieser Band ist etwas für Liebhaber von Schwert-und-Degen-Geschichten. Der Fantasyanteil wertet dieses Genre auf. Mir fehlt etwas die Kurzweil, da ich kein Fan des Genres bin, mir ist es zuviel Gekämpfe. Allerdings ist die Substanz da, es ist gut geschrieben und die vorgestellte Welt ist originell. Für mich persönlich in der Gesamtansicht ein "geht so", ich werde mir die anderen Bände wahrscheinlich nicht kaufen.


3 Zitate



Sie war ein Mädchen mit kurzgeschorenem Haar und untersetztem Körperbau. Sie besaß weder die Eleganz einer Fangschrecke noch die Präzision einer Ameise oder die Gerissenheit einer Spinne. Sie trug den armseligen Namen Jubelgut Werker, war aber in keiner Disziplin gut. Nicht im Sport, nicht im Schwertkampf, und auch sonst nirgendwo.  [S. 60]

Gleich darauf folgte die Mannschaft von Helleron, und Ju warf einen Blick auf Stenwold. Ob ihn das an ihren Streit von vorhin erinnerte? Wie viel hätte sie darum gegeben, wenn Totho ihr eine Maschine erfunden hätte, mit der man unbedachte Worte zurücknehmen konnte. [Zufallszitat, S. 102]

Motten waren nicht wie Fangschrecken an ihre Ehre gebunden. Sie hielten nicht Wort und ignorierten eine Beleidigung, wenn es die Umstände erforderten. Doch sie taten es nie, ohne sich bewusst dafür zu entscheiden und ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass sie damit einer wichtigen Sache den Rücken kehrten.  [S. 325]




Querverweise

In diesem Buch geht es um Menschen mit insektoidem Verhaltensmustern und insektoiden körperlichen Zusätzen. In Natürliches Gleichgewicht ging es um Insektoide mit menschlichen Attributen wie Intelligenz und Zweibeinigkeit. Somit zeigen diese Bücher zwei Seiten derselben Medaille, wie sich Autoren dem Thema "Insektenmensch" nähern.


Fußnote: Marco von Terrarianer über Terraristik und seinen Blog

Marco vom Blog Terrarianer hat ein unglaublich umfangreiches Wissen über die Terrarium-Haltung und ist bekannt als Autor der Kolumne „Speikobra - Der giftige Kommentar“ im leider mittlerweile eingestellten Fachmagazin „terraristik“ vom Dähne-Verlag. Er hält viele Wirbellosen, Amphibien und Reptilien, darunter auch Schaben, Käfer oder Ameisen. Mit seinem Lebensgefährten kümmert er sich dabei vor allem um Tierschutzfälle und Abgabetiere. Marcos Fußnoten findet ihr zu Wenn der Nagekäfer zweimal klopft, Käferkumpel, Ameisen-Trilogie und den Schwarmkriegen.

Möchtest du meinen Lesern etwas über dich und deinen Blog mitteilen? Du bist z.B. sehr stark beim Thema "Exotenverbot" involviert.

Ich pflege nicht nur Insekten, sondern auch Reptilien und ein paar Amphibien. Die Haltung dieser „Exoten“ steht immer wieder in der Kritik. Manche Auswüchse wie z.B. den unkontrollierten Handel mit Naturentnahmen von nicht geschützten Arten sehe ich selbst kritisch.

Andererseits entbehren viele Argumente von Exotenhaltungsgegnern jeder sachlichen Grundlage. Leider interessiert sich die Boulevardpresse eher für eine mutmaßliche Giftschlage in der Fußgängerzone statt z.B. für Nachzuchterfolge und neue Erkenntnisse über die Lebensweise von unscheinbaren Fröschen oder Geckos in Privathand. Dadurch wird die öffentliche Wahrnehmung verzerrt.

Mit meinem Blog (http://terrarianer.blogspot.de) versuche ich über dieses komplexe Thema aufzuklären. Denn die Terraristik ist grundsätzlich ein sehr schönes, konstruktives Hobby.


Ich freue mich über eure Kommentare. Wenn ihr Eigenschaften von Insekten übernehmen könntet, was würdet ihr wählen?

2 Kommentare:

  1. Was für eine coole Buchidee!!
    (Sorry, für die kurzen Kommentare. Habe zusätzlich eine Entzündung der Nerven in der rechten Schulter.) *augen roll*
    Aber die kurzen Kommis sind nicht weniger herzlich gemeint. ♥

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    Antworten
    1. Arme Lilly, gute Besserung.
      Ich freue mich auch über kurze Kommentare.
      Ja, der Weltenentwurf ist wirklich originell und mit dem ersten Buch noch lange nicht erzählt.

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